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Neuseeland 2002/2003
Nun ist es fast schon ein Jahr her, aber irgendwie ist die Neuseeland-Reise immer noch so präsent wie zu Beginn des Jahres. Es begann eigentlich alles damit, daß Ärisch ‘mal erwähnte, daß einer aus der großen Vespa-Familie nach NZL ausgewandert ist, dort einen Vespa-Laden betreibt und auch Roller verleiht. 2002 hatte ich noch fast den gesamten Jahresurlaub und bekam überraschenderweise 5 Wochen am Stück frei. Den Kampf um den halbwegs bezahlbaren Flug hatte ich dann 2 Wochen vor Abflug mit einem Restplatz knapp unter 1.500 Euro bestanden. Mit dem Auswanderer Götz hatte ich zuvor ein paar Mails ausgetauscht und er hatte mir wunderbarerweise Roller und die Möglichkeit bei der Südinsel-Tour mitzufahren angeboten. Dann ging’s ganz schnell ...

Mit meiner 23 kg-Gepäckrolle (da war alles incl. Rollerklamotten drin) fand ich mich eines Abends Mitte Dezember am Frankfurter Flughafen wieder, um dann eingepfercht zwischen lauter Winterflüchtlingen 11 Std. später in Seoul abgeladen zu werden. 6 Stunden später geht’s dann nochmals 11 Std. durch die Luft weiter bis Auckland. Dort hat man dann 12 Std. Zeitunterschied, muß sich durch die Einreiseprozedur quälen, die Wanderschuhe werden auf Pflanzenreste untersucht (Artenschutz) und steht dann im T-Shirt bei angenehmen 23° C draußen.

Ein Backpacker-Pendelbus bringt mich fast bis zu Götz’ Laden. Eines fällt sofort auf: alle sind super-freundlich, relaxt, eine tolle Atmosphäre. Nach Ladenbesichtigung (eine hübsche Sammlung) und ein wenig Stadtrundfahrt lerne ich Netti, Götz’ bessere Hälfte, und Doro (ihre nur noch englisch sprechende Tochter) kennen und komme für die Anfangstage bei ihnen in einem einstöckigen Holzhaus mit Whirlpool auf der Veranda (!!!) unter.

1. Woche: Auckland Der Jetlag sorgt für 2-3 Tage Müdigkeit zu den unmöglichsten Zeiten, man muß nur wachbleiben. Ich lerne Auckland kennen, den America’s Cup-Hafen (dank Götz’ Sonderausweis), den Vorort Devonport per Hafenfähre (an der Zitadelle wird gerodelt: mit Pappendeckeln), teste den öffentlichen Nahverkehr (nur spärliche Busse, Auckland erstreckt sich über eine gewaltige Fläche, fast jeder ist motorisiert, den Führerschein gibt’s schon ab 15), das Nationalmuseum mit einer tollen Maori-Abteilung und einer Sonderausstellung zu Hillary (Erstbesteiger M. Everest und Neuseeländer), die Parks, die Häfen, die Vulkan-Aussichtspunkte (inaktiv!), die Shopping-Meile Queen-Street, die Multi-Kulti-Märkte und, und, und ...

Die Unterkunft für eine Woche ist dann bei Micah und Desmond, 2 Studenten, Bio und Architektur, in einem ähnlichen Haustyp, die Innenausstattung besteht allerdings aus einigen Rollern, eine fahrbereite Lambretta steht im Wohnzimmer, sehr sympatisch!

Götz überläßt mir für die nächste Zeit eine Cosa und so können die Links-Fahrversuche beginnen; das klappt dann auch ganz gut, auch die verkehrt-herum-Kreisverkehre. Insgesamt zähle ich während des gesamten Aufenthalts nur 2 Seiten-Fehler, einer auf einem Parkplatz und der andere auf einer Nebenstraße ohne Mittelstreifen nach einer Pause (jeweils ohne Folgen). Die West-Coast ist das erste Tourenziel, nur 20 km von der Stadt entfernt, wunderschöne kurvige Straßen durch Urwald, an einsame Strände und auch an so bekannte wie der an dem „Das Piano“ gedreht wurde.

2. Woche: erste Touren Ein paar Tage vor Weihnachten findet dann die Christmas Party statt, ein nettes kleines Treffen von diversen Rollerfahrern in und vor Götz Laden, bei guter von Netti und dem Gastgeber selbstaufgelegter Musik. Etwa 20 Leute waren da, die Fahr- und Voll-Bremsversuche mit einem Plastikroller auf der Straße sorgen für die Erheiterung, jeder darf ‘mal und trotzdem hat ihn niemand zerlegt.

Dann starte ich zu einer Mehrtages-Tour auf die Coromandel-Halbinsel, etwa 100 km von Auckland emtfernt. Der Verkehr läßt schlagartig nach, im munteren bergauf-bergab durch Farmland, dann immer die Küstenstraße entlang, über eine lange Brücke vor der die Polizei Flugblätter verteilt (u.a. „Liquor Ban“ an den Stränden von 4 p.m. bis 4 a.m., ansonsten Knast). Ich bleibe in einem netten Backpacker (Jugendherberge für alle, locker geführt), erkunde die Gravel-Roads, Naturstraßen, auf denen stundenlang niemand entgegenkommt, fahre mit einer Schmalspur-Bahn durch den Urwald (ursprünglich zum Holzabtransport gebaut) und trödele dann gemütlich in die Zivilisation zurück.

24. Dezember: weihnachtlich ist’s dem Mitteleuropäer eigentlich überhaupt nicht zumute, es ist warm, kein Schnee, nicht ‘mal Matschwetter, kaum Weihnachts-Dekorationen. Götz zaubert ein tolles Festmal, da könnte sich selbst Ty noch was abschauen ...

3./4. Woche: Südinsel-Tour Es geht los, kurzzeitig im Regenkombi, zum letzten Mal für 1 Wochen. Wir starten mit 2 Cosas (Netti und ich) und einer ET4 (Christina) und dem Pickup (Ford Falcon) von Götz als Begleitfahrzeug. Zunächst über das einzige längere Autobahnstück in NZL. In Hamilton kommt der nächste Mitfahrer dazu, aber erstmal Barbecue vom Feinsten. Erste Übernachtung in Turangi nicht weit vom Lake Taupo in einem netten Backpacker, wegen des Feiertags sind die Lokale allerdings fast alle zu, Ausnahme: das etwas andere Restaurant.

Heute gibt’s Landschaft vom Feinsten, der phantastische Aussichtspunkt oberhalb vom See, die Desert-Road am Tongariro Nationalpark (aktiver Vulkan) vorbei, über eine unfruchtbare Geröllebene über 1000 m hoch (und kalt). Bei Paekakariki trennen sich die Wege, ein Teil übernachtet dort, die anderen in Wellington und ich nehme schon ‘mal die Fähre zur Südinsel. Eigentlich war ich für die Nachtfähre gebucht, per Stand-By komme ich noch mit, für einen Roller ist immer Platz. Die Überfahrt ist phantastisch, über die Cook-Strait, dann lange in einen schmalen Fjord hinein bis zum südlichen Fährhafen Picton. In einem überfüllten Backpacker komme ich unter, aber sie haben ein Schwimmbad und liegen zentral.

Am Vormittag versammelt sich die Truppe nach und nach wieder, um sich dann auf einer der wohl schönsten und kurvenreichsten Straßen weit auseinander zu ziehen, man kann’s ‘mal richtig laufen lassen. In Nelson abends Einkehr in einem Restaurant namens Lambrettas, die Pizzen haben Rollernamen, an den Wänden hängen diverse Modelle und unsere Vespas (!!!) parken davor. Bis zum nächsten Etappenziel Greymouth geht’s durchs Inland durch die Berge an die Westküste, der Verkehr tendiert gegen Null, an der Küstenstraße liegen die Pancake-Rocks, die Pfannkuchen-Felsen und so sehen sie dann aus. Greymouth ist jung, das Stadtzentrum besteht aus einer Straße. Aber unser Motel bietet einen tollen Strand und abends wird (trotz strengem Verbot) Lagerfeuer gemacht.

Die Westküstenstraße führt durch Farnwälder, man kann die gewaltigen Regenmengen erahnen, die über’s Jahr hier runterkommen. Auch die Gletscher Fox und Franz-Josef enden fast auf Meeresniveau, 2 Naturstraßen führen hin, dann noch eine kurze Wanderung und man steht am Gletschertor. Wir bleiben im hiesigen Backpacker bis Neujahr, machen eine Küstenwanderung an einer verrotteten Goldgräberschürfanlage vorbei, durch Dschungel bis zu einer Bucht mit ein paar Pelzrobben. Der Rutsch ins neue Jahr findet ganz beschaulich mit einem Glas ausgezeichneten neuseeländischen Weins und ohne Feuerwerk statt.

Über Haast (leckerer Imbiß) durch’s Haast-Tal (Wild-Fluß) über den Haast-Paß (562 m!) erreichen wir die trockene Seite der Südinsel. Über zig Kilometer fahren wir an unverbauten Seen entlang, einer schöner wie der andere. Es wird richtig heiß, am Tarras-Backpacker, über 30°. Es steht offen, niemand da, 7 Betten in 2 Räumen gibt’s, der Aufenthaltsraum ist auch das Wohnzimmer, die Küche ebenso. Der „Herbergsvater“ ist nebenbei Farmer und zum Fischen gefahren. Ein Zettel meint: macht’s euch erst mal gemütlich. Stunden später taucht er dann auf, wirft den Grill an und es gibt Fisch vom Feinsten. Leider spricht er wohl eine andere Sprache, Englisch kann das nicht sein, Otago-Dialekt, so müssen sich die Touris wohl in Niederbayern oder im hintersten Odenwald fühlen ...

Queenstown, die Funsport-Metropole des Landes, lassen wir links liegen, Bungee, Rafting, Rundflüge, Jetboot, etc. sind sündhaft teuer, das muß nicht sein. Bei Kingston steht mitten in der Landschaft ein Dampflok-Museumszug, Fotomotiv für alle die vorbeikommen, irgendwann später ist er wohl wieder abgedampft. In Te Anau beziehen wie eine Hütte am dortigen Backpacker, schön am Hang gelegen mit Aussicht auf die NZL-Alpen, der entsprechend eindrucksvolle Sonnenuntergang folgt ...

Highlight des nächsten Tages: die Milford-Sound-Straße, eine 100 km Sackgasse durch alle Vegetationszonen, eine der schönsten Straßen überhaupt. Lediglich die Touri-Busse sind etwas störend, vor allem wenn dann 100 Japaner an einem Foto-Stopp über einen herfallen. Flucht nach vorn und Überholen. Der höchste Punkt der Strecke ist der Homer-Tunnel, 2 km lang, mit einer dicken Überraschung: man fährt hinein und blickt gegen die Tunneldecke. Man muß nach unten schauen, denn es geht steil hinunter, ich war aber vorgewarnt. Der Wagen vor mir machts dann völlig falsch: Vollbremsung und wieder rückwärts rausfahren!!! Nach vielen Kehren stehe ich am Sound, einem tief ins Land hineinragenden Fjord, leider wimmelt es von Sandfliegen (Blutsauger!), zum Tanken behalte ich ‘mal besser den Helm auf, bei geschlossenem Visier. Auf dem Ausflugsboot ist’s aber mückenfrei, dafür kann man Robben, Wasserfälle, Steilwände bestaunen, umgekehrt wird erst auf dem offenen Meer. Die Rückfahrt per Roller macht dann noch mehr Spaß, denn ... die Busse sind weg!!! Und am Tunnel ist ein Kea, ein Bergpapagei, der sich mit Kuchen füttern läßt; er mag aber auch Roller-Sitzbänke, sagt man ... Wir fahren weiter durchs Inland, durchs Cadrona-Tal mit ein paar Pionier-Bauten, die auch im Wilden Westen stehen könnten, über Tarras (zum 2. Mal) und Lindis-Pass 934 m, an den smaragdgrünen Lake Pukaki und zum Mount-Cook-Village, dem Ausgangspunkt zum höchsten Berg des Landes 3754 m. Nächstes Mal würde ich ja ganz gerne ‘mal ..., leider hüllt er sich heute in Wolken. Über ein Nebenstraße kommen wir an einen Kanal mit einer Lachsfarm, es gibt eine Führung, wir dürfen fleißig füttern und dann landet noch ein Prachtexemplar im Topcase, unser heutiges Abendessen. Zum Abschluß des Tages noch eine Spritztour zum Mount-John-Observatorium 1300 m auf einer eigentlich gesperrten Straße, aber wen kümmert’s? Durch Farmland – Schafe aber auch Lamas stehen am Straßenrand – erreichen wir Christchurch. Eine schnucklige Straßenbahn verbindet die Hauptsehenswürdigkeiten, die alte Universität und die Kathedrale. Die 2. Cosa bekommt hier einen neuen Stoßdämpfer, denn es gibt die „Wasp Factory“, eine urige Vespa-Werkstatt, leider wird sie zugemacht. Drinnen stehen und liegen aber noch jede Menge Roller rum. Kaikoura ist das nächste Etappenziel. An der Ostküste, mit deutlichen Gezeiten, bei Ebbe kann man weit hinauslaufen, Muscheln und Lobster sammeln, die Veranstalter vor Ort bieten Delphin- und Wal-Watching oder Schwimmen mit Robben an. Leider fiel die Waltour wegen des hohen Seegangs ins Wasser (buchstäblich). Stattdessen: eine Besichtigung eines Weingutes direkt am Meer, natürlich mit Probe! Der letzte Tag auf der Südinsel führt noch durch die Weinregion bei Blenheim. Wieder auf der Nordinsel schaue ich mir noch ein wenig die Hauptstadt Wellington an. Übernachtung in einem der nettesten Backpackers, Paekakariki; kaum angekommen steht schon eine Tasse Tee vor mir, „make yourself comfortable“. Mach’ ich gerne ...

Nun fahre ich noch ein wenig solo weiter. Über Wanganui, eine nette Kleinstadt mit einem Aussichtspunkt, der über einen im Berg liegenden fast 100 Jahre alten Fahrstuhl erreicht wird und das wunderbar ursprüngliche Wanganui-River-Tal komme ich wieder in die Region der Desert-Road zurück. Der Berg ruft ...

5. Woche: Den Ort National-Park am Mount Ruapehu 2797 m habe ich als Ausgangspunkt gewählt. Den Aufstieg zum Krater des Vulkans muß ich mir aber schenken, leider alles im Nebel. Dafür eine hübsche Wanderung zu zwei Bergseen mit ein paar Leuten aus dem Backpacker zusammen. Der nächste Tag ist für das Tongariro Crossing reserviert, eine 16 km Wanderung über das ganze Bergmassiv hinweg, durch Vulkanlandschaften hindurch, Wüste, Grasland, sehr abwechslungsreich. Der Bus des Backpackers bringt uns und holt wieder ab, da unterschiedlicher Ausgangs- und Endpunkt. Abends gibt’s dann zur Belohnung eine stundenlange Whirlpool-Session. Letzter Tourentag: ich bummele über winzige kaum beschilderte Nebenstrassen nach Auckland zurück. Traurig aber wahr, der Urlaub ist fast vorbei. Ich trenne mich dann doch recht wehmütig von der zuverlässigen Cosa (bis auf einen kaputten Kerzenstecker, den Götz dabei hatte und kleineren Vergaserproblemchen lief sie anstandslos). Ein Tag bleibt noch zum Souvenirs einkaufen (T-Shirts und ein Lammfell und noch Kleinzeug), dann sitze ich schon wieder zwischen vielen Koreanern in einem Jumbo ...

Kleines Nachspiel: nach 30 Stunden Rückflug, übermüdet und kaputt, lande ich in der verdreckten Frankfurter S-Bahn. Die Fahrt endet dann in Langen im Chaos, da just an diesem Abend ein Kleinflieger die Oberleitung der Bahn abgerissen hatte, und die Heimfahrt endet Stunden später nur mit Hilfe eines schweineteuren Taxis. Kontraste! Und seitdem träume ich von Neuseeland ...

Für Nachahmer:

  • die Spritkosten: 50 %, da macht Tanken Spaß ...
  • der Flug: das teuerste, kümmert Euch rechtzeitig, Dezember/Januar ist Hauptsaison ...
  • das Klima: feucht + warm bis heiß, meist wolkig, ich hatte kaum Regentage (selbst an der Westküste der Südinsel) ...
  • die Lebenshaltung, Essen, Restaurants: fast gleich, wer Take-Aways, Fish + Chips, Burger, Chinesisches mag kommt billig weg ...
  • der Roller: fragt Götz, er macht Euch ein Super-Angebot ... www.scooterhouse.co.nz ...
Zum guten Schluß: Dank an Götz, Netti und Doro für die tolle Gastfreundschaft, meinen Mitbewohnern in Auckland Micah und Desmond, „Vespababe“ Christina und dem Rest der Rollertruppe. Und hoffentlich auf bald – 2004/2005?

Und ganz zum Schluß: Warnung: Neuseeland macht süchtig!!! Überlegt es Euch vorher gut ...

Holgi

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