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30 Jahre Mersea Island Scooter Rally
vom 1. bis 3. September 2013

– It’s better by Scooter –

Vorgeschichte:
Mitte der 90er Jahre war ich mit Freunden aus Osnabrück und dem Custom-Roller „Freeze“ im Gepäck das erste Mal in Großbritannien auf einer Custom-Show, einer Veranstaltung die schon damals bleibenden Eindruck hinterließ. Im Anschluss an die Euro-Vespa 2000 in Hamburg ging es erneut auf die Insel, ein Treffen des VC of Britain das Wochenende darauf sollte das Ziel sein. Leider verfehlte ich dieses knapp und handelte mir dafür einen Krankenhausaufenhalt ein. Im Laufe der Jahre hörte ich immer wieder aus meinem Freundeskreis, wer so alles auf den Scooter-Rallys in Großbritannien weilte. Im Februar diesen Jahres kam dann endlich die Erlösung, eine Einladung von Freunden aus dem Norden, mit nach Mersea Island zu fahren. – Ein langgehegter Wunsch sollte in Erfüllung gehen.

Da wir uns Donnerstags um 17 Uhr an einem Einkaufszentrum in einem Vorort von Delft treffen wollten, startete ich gegen 8 Uhr mit der GS. Bis Hennef ging es über Landstraße, ab dort wollte ich erst auf die Autobahn. Im Westerwald war es noch schattig, je weiter ich in den Norden kam, desto wärmer wurde es. Zur obligatorischen Kuchenpause traf ich mich mit Barbara am Niederrhein, dort konnten wir auch einen kurzen Schauer abwarten, bevor es für mich weiter ging. In Holland schien die Sonne und der Wind blies schön von vorne. Gegen 17.30 Uhr war ich vor Ort. Die anderen Mitfahrer begrüßt und noch ein paar Lebensmittel für die Fährüberfahrt erworben. Die letzten 30 Kilometer bis zur Fähre in Hoek van Holland fuhren wir dann zusammen, 8 Roller (5 Lambretten und 3 Vespen) sowie ein VW-Bus vorne weg. An der Fähre trafen wir weitere Enthusiasten, die das gleiche Ziel hatten wie wir. Gegen 20 Uhr waren wir auf der Fähre, um 22 Uhr legte sie ab. Auf dem Oberdeck noch ein bisschen die Seeluft genossen, vor Mitternacht ging es dann in die Horizontale für mich, ich hatte ja schon 500 km hinter mir, während der Rest mit 4-rädrigen Gefährten aus Wolfsburg angereist war.

Um 7.30 Uhr konnten wir am nächsten Morgen die Fähre in Harwich verlassen. An einer nahegelegenen Tankstelle wurden die Benzinvorräte aufgefüllt und ich zog die Regenkombi an, da es erhöhte Luftfeuchtigkeit gab. Eine Vespa, die die Fährüberfahrt im Bus verbracht hatte, wurde ausgeladen und dann ging es los. Wir wollten über kleine Straßen durchs Hinterland und nicht die Schnellstraße nach Colchester fahren. So hatten wir etwas mehr Zeit und konnten uns schon mal auf die Landschaft und die Straßenverhältnisse einstellen. Der Bus fuhr auch weiterhin vor, die Roller verteilten sich irgendwie dahinter, die langsamste Lambretta fuhr irgendwann in den hinteren Reihen. Der Regen ließ relativ schnell nach und so nutzte ich einen kurzen Stop vor Colchester, um mich der Kombi wieder zu entledigen.

Gegen 10 Uhr waren wir auf dem Platz, es waren ja nur knapp 60 km von der Fähre mit unserem kleinen Umweg. Schon einige Kilometer vor dem Gelände standen Schilder und wiesen die Ankommenden darauf hin, dass es ohne Eintrittskarten keinen Zugang zum Gelände geben würde. Die ersten 500 Rollerfahrer, so auch wir, erhielten für das Nenngeld von 25,– Pfund einen Aufnäher, einen bedruckten Plastikbecher und ein Programmheft. Die Eintrittskarten wurden gegen Plastikbänder getauscht. Die Teilnehmerbegrenzung lag bei 2.000 Personen, welche bereits ettliche Wochen vor dem Termin erreicht war. Wir suchten uns einen schönen Platz direkt hinter dem Deich, luden den Bus aus und stellten das Equipment auf. Die Wolken verzogen sich und es wurde langsam wärmer, das Futter aus der Jacke kam wieder raus.

Danach fuhren wir in das Örtchen West Mersea. Einige wollten Geld tauschen, Lebensmittel sollten erworben werden und nach dem schmalen Frühstück auf der Fähre kam auch der Wunsch nach Fish & Chips bei den Beteiligten auf. Da dies aber erst ab 11.30 Uhr möglich war, erledigten wir die anderen Sachen davor. Im Anschluss fuhr die eine Hälfte der Reisegruppe zum Hafen weiter, um noch einen Kaffee zu trinken und die andere Hälfte zurück zum Platz.

Gegen 15 Uhr war ich auch wieder auf dem Gelände und erkundete dieses erst einmal, es war ja recht weitläufig. Einen Großteil meiner vielen Bilder fotografierte ich an diesem Nachmittag. Es gab einfach unendlich viele tolle Roller zu sehen, Roller die ich nur aus den bekannten englischen Magazinen kannte, konnte man hier in voller Pracht bewundern. Was mir auffiel, dass viele Custom-Roller auf Achse zur Veranstaltung gefahren wurden, im Gegensatz zu Deutschland, wo die meisten verladen werden. Irgendwann verlangte der Magen nach einem Imbiß, am Foodtruck der Thailänderinnen wurde ich fündig. Es gab leckeres Curry, eine ordentliche Portion die satt machte. Dazu noch ein englisches Apfelgetränk, da kam Freude auf.

Ab 20 Uhr spielten die Bands, jede ca. eine Stunde. Angeschaut habe ich sie mir alle, zwei trafen genau meinen Musikgeschmack. Das Zelt war den ganzen Abend voll mit Zuschauern, der Rest hörte davor zu. Der Abend ging kurzweilig vorbei, nach Mitternacht läutete ich die Nachruhe ein. Trotz reichlicher Entferung zum Musikzelt, war Ohropax wieder eine gute Lösung für einen ruhigen Schlaf.

Der nächste Morgen begann mit einem englischen Frühstück, ich habe mir nur die Sachen raus gesucht, die irgendwie gehen könnten. Mit diesen Lebensmitteln kann ich mich einfach nicht anfreunden. Um 10 Uhr startete eine Ausfahrt ins Hinterland, ca. 40 Roller fuhren mit. Auf halber Strecke gab es in Heybridge Basin an der Blackwater-Mündung einen Halt, bei dem sich die meisten ein Kaltgetränk genehmigten. Zur Erinnerung bekamen die Teilnehmer noch einen Aufnäher, der in der Gestaltung an Banksy erinnerte.

Gegen 12 Uhr waren wir wieder zurück am Platz, wo die Custom-Show bereits angefangen hatte und auch die Zuschauer zu den Fun-Games ihre Plätze eingenommen hatten. Für mich ging es erst mal Roller schauen auf der Custom-Show. Hatte ich ja bereits am Freitag viele toll gemachte Roller gesehen, toppten einige ausgestellte Exemplare diese noch, manche der auf dem Gelände platzierten Roller traf ich auch auf der Ausstellung. Aus unserer Reisegruppe standen Stefans „Schiergammel“ sowie die Lambrettas von Benni und Jörg im Zelt.

Anschließend ging es raus zu den Fun-Games, die bereits in vollem Gange waren. Tauziehen hatte ich verpasst, Eier werfen war gerade angesagt. Jeweils 2 Teams gegeneinander, moderiert von einem Mitglied des Veranstalters. Was ein Spaß! Danach wurde noch Käsekuchen mit großen Schleudern durch die Gegend geschossen, der gefangen werden musste und danach kam der Klassiker: Beer & Banana-Race, leider nicht mehr mit richtigen Rollern, nur noch mit Fahrrädern mit Seitenwagen, die von 2 bis 3 Personen noch zusätzlich geschoben wurden. War aber trotzdem nicht weniger lustig.

Vor dem samstäglichen Abendprogramm verpflegten wir uns an den Foodtrucks und widmeten uns dann dem Musikprogramm, dass für jeden Beteiligten etwas bot. Zu ähnlicher Zeit wie in der Vornacht ging ich zur Nachtruhe über.

Am Sonntagmorgen schenkte ich mir das englische Frühstück und verpflegte mich anderweitig. Da wir bis 15 Uhr von der Insel runter wollten wegen der Flut, packten wir in aller Seelenruhe unsere 7 Sachen ein und starteten gegen 12.30 Uhr die Motoren. Wir fuhren nach Colchester, die älteste urkundlich erwähnte städtische Siedlung in Großbritannien. Ein bisschen Sightseeing, ein paar Kalorien auffrischen, noch das ein und andere einkaufen, jeder hatte andere Vorstellungen, wie er die Zeit verbringen wollte. Als wir gegen 17 Uhr die Stadt verlassen wollten, gab es beim anfahren einer Lambretta ein komisches Geräusch, das nach Getriebe klang und dann war sie nicht mehr zum starten zu bewegen. Zu Hause stellte sich heraus, dass sich 3 Zähne vom Kettenritzel verabschiedet hatten und das Lager in der Spannscheibe gebrochen waren. Wir luden die PX wieder aus dem Bus und die Lambretta passte knapp hinein.

Um 18.30 Uhr hatten wir in Harwich in einem Pub Plätze reserviert, wir wollten uns vor der späten Fährabfahrt noch einmal stärken. Gegen 21.30 Uhr waren wir an der Fähre, wo wir die restlichen Deutschen aus dem Ruhrgebiet und Niedersachsen sowie einige Österreicher trafen. Wir mussten dieses Mal nicht lange warten und trafen uns bald schon wieder auf dem Oberdeck zu einem Gute-Nacht-Getränk. Da ich am Montag wieder eine lange Strecke vor mir hatte, war ich allerdings relativ bald im Bett. Um 8 Uhr waren wir wieder auf dem Kontinent. Bis wir von der Fähre runter und am Einkaufszentrum waren, dauerte es nicht lange. Meine Mitfahrer verstauten ihre Roller, ein paar einheimische Lebensmittel wurden erworben, einige von uns saßen noch bei einem italienischen Heißgetränk zusammen und ließen die wieder viel zu schnell vergangene gemeinsame Zeit noch einmal Revue passieren. Gegen 11 Uhr machte ich mich aber dann auch auf den Weg, es waren ja schließlich noch ein paar Meter zu fahren, heute aber alles über die Autobahn. Nach knapp 470 km bei mir zu warmen Temperaturen war ich irgendwann auch wieder zu Hause und ein sehr schönes, interessantes und viel zu kurzes Wochenende war schon wieder vorbei. Ein Trip der Lust auf mehr machte ...

Ärisch

Infos zur Veranstaltung:
Die Mersea Island Scooter Rally wird vom Colchester District Vespa & Lambretta Club organisiert. Sie findet jedes Jahr am Wochenende nach den englischen August-Feiertagen statt und hat sich als eine der traditionsreichsten, spaßigsten und freundlichsten Rallys in Großbritannien etabliert. Anders als auf dem Kontinent kann man nur über die Internetseite Tickets erwerben, dies gilt auch für die Tagestickets. Als Gelände wird seit Jahren ein Outdoor-Zentrum mit über 60 Hektar Fläche genutzt, dass direkt hinter einem kleinen Deich liegt. Es gibt ein großes Zelt in dem am Freitag und Samstag Abend jeweils 4 Bands spielten und am Samstag die Custom-Show statt fand. Verschiedene Foodtrucks verpflegten die Gäste bis tief in die Nacht mit fleischlastigem und vegetarischem Essen, zudem gab es auch noch eine Kantine, die Frühstück, Mittag- und Abendessen zubereitete. 7 DJs legten am Freitag und Samstag Abend in 3 Räumen Rollerfahrer Musik auf, dazu kam noch ein DJ im Außenbereich, der ab der Mittagszeit bis zum Abend hin die Gäste mit unterschiedliche Musikrichtungen unterhielt. 3 Bars versorgten die Gäste mit Flüssigem. Es gibt unterschiedliche, getrennte Flächen für Zelte und Wohnmobile (siehe Lageplan). Viele Händler boten Ersatzteile, Merchandising und Textilien an, in einem Ausmaß, dass ich sonst nur von einigen Vespa-World-Days oder dem Scooterist Meltdown kannte. Zudem war eine Werkstatt vor Ort, die ein Lambretta-Fahrer unserer Reisegruppe am Samstag auch in Anspruch nahm.

Infos zur Insel:
Mersea Island ist eine Gezeiteninsel und liegt in der Grafschaft Essex, im Mündungsbereich der Flüsse Blackwater und Colne, 14 Kilometer südlich von Colchester. Sie ist die östlichste der bewohnten Inseln in Großbritannien. Es gibt zwei Gemeinden mit zusammen etwa 6.500 Einwohnern auf der nur 18 Quadratkilometer großen Insel. Die Insel wurde in der Römerzeit durch einen Damm, der den Strood Channel unterbricht, mit dem Festland verbunden. Über den Damm verläuft die Straße „The Strood“, die während der Überflutung ca. 1,5 Stunden nicht befahrbar ist.

Erik

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